Dezentral, regelbar und stabil – erneuerbare Energie aus der Land- und Forstwirtschaft ist ein wichtiger Bestandteil beim Übergang zu einer Bioökonomie ohne fossile Energieträger. BIOPRO hat mit zwei Bioenergie-Experten über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Biogas und Holz gesprochen, PD Dr. Andreas Lemmer von der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim und Prof. Dr. Stefan Pelz, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Angewandte Forschung (IAF) und Professor für Forstnutzung, Holzverwendung und Holzenergie an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR).
Im Jahr 2050 könnte Deutschland bis zu einem Viertel (26 Prozent) seines Bedarfs an Wärme, Strom und Kraftstoffen aus einheimischer Biomasse decken. Als Energieträger dienen dabei neben Holz aus der Forstwirtschaft und Landschaftspflege vor allem nachwachsende Rohstoffe aus der Landwirtschaft (Energiepflanzen), aber auch Reststoffe wie Stroh, Gülle, Mist oder Abfälle.
Insbesondere bei der winterlichen Wärmeversorgung wird es kurzfristig nicht ausreichen, auf Windkraft und Solarenergie zu setzen. Dann kann die regelbare Energie aus Biomasse zur Überbrückung von Flauten und Dunkelphasen genutzt werden. Perspektivisch werden die Bereiche Strom, Wärme und Kraftstoffe wohl immer enger zusammenwachsen. Technisch ist da schon heute viel machbar. Elektrisch betriebene Wärmepumpen versorgen uns mit Heizenergie, Fahrzeuge lassen sich mit Biogas betanken und Holzheizkraftwerke erzeugen nicht nur Wärme, sondern auch Strom.
Dr. Andreas Lemmer beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit der Energiegewinnung aus Biomasse. Sein Arbeitgeber, die Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie, betreibt die Biogas-Versuchsanlage am Unteren Lindenhof bei Reutlingen. Hier arbeiten Wissenschaftler unter Praxisbedingungen und erproben neue Techniken.
Während der Strom in Deutschland inzwischen zu gut einem Drittel aus erneuerbaren Energiequellen stammt, stagniert die Wärmeversorgung aus Erneuerbaren bei etwa 11,5 Prozent. Bioenergiekommunen wie Mauenheim auf der Schwäbischen Alb oder Büsingen an der Schweizer Grenze zeigen, wie sich lokal verfügbare, nachwachsende Rohstoffe und Solarkraft zur Energieversorgung intelligent kombinieren lassen.