Ministerrat beschließt neue Klimawandelanpassungsstrategie
Um die unvermeidlichen Folgen des Klimawandels zu bewältigen, werden neben den Anstrengungen im Klimaschutz auch Aktivitäten zur Klimaanpassung immer wichtiger. Die Landesregierung hat daher eine Fortschreibung der Strategie zur Klimawandelanpassung mit insgesamt elf Handlungsfeldern beschlossen.
Das Jahr 2022 war das wärmste Jahr in Baden-Württemberg seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden sich die Durchschnittstemperaturen auch bei ambitioniertem Klimaschutz weiter erhöhen. Um die unvermeidlichen Folgen des Klimawandels zu bewältigen, werden Aktivitäten zur Klimaanpassung daher immer wichtiger. Die Landesregierung hat die Auswirkungen von Hitze, Trockenheit, Starkregen und anderen Extremereignissen sowie des Wandels natürlicher Lebensräume und Arten analysiert und daraus 102 Maßnahmen abgeleitet. Diese sollen Baden-Württemberg widerstandsfähig gegen die Folgen der Erderhitzung machen.
„Die wirksamste Maßnahme mit Blick auf den Klimawandel ist konsequenter Klimaschutz. Aber das alleine wird nicht reichen. Wir müssen Maßnahmen zur Anpassung ergreifen. Klimaschutz erhöht zwar unseren Handlungsspielraum, aber mit den Folgen des nicht mehr vermeidbaren Temperaturanstiegs müssen wir trotzdem fertig werden“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag (25. Juli 2023) im Anschluss an den Ministerrat. „Wir brauchen Wälder, die mit längeren Trockenphasen klarkommen. Wir brauchen eine Landwirtschaft, die auch bei anderen klimatischen Bedingungen gute Erträge liefert und eine Städteplanung, die die Bürgerinnen und Bürger vor Hitze schützt. Das muss alles Hand in Hand greifen. Anpassung an den Klimawandel ist ein Teil der Daseinsvorsorge.“Die Anpassungsstrategie umfasst insgesamt elf Handlungsfelder: Boden, Gesundheit, Landwirtschaft, Naturschutz und Biodiversität, Stadt- und Raumplanung, Tourismus, Verkehr und Infrastruktur, Wald und Forstwirtschaft, Wasser, Wirtschaft und Energiewirtschaft sowie Bevölkerungsschutz. Die insgesamt 102 Maßnahmen adressieren somit verschiedene Bereiche, unter anderem den Umgang mit Hitze in urbanen Gebieten. Hier spielt neben einer klimaangepassten Stadtplanung die Aufstellung von Hitzeaktionsplänen eine große Rolle.
Ein weiterer Schwerpunkt der Anpassungsstrategie liegt auf der Ressource Wasser. Die aktuellen Prognosen bis 2050 zeigen, dass in manchen Teilen des Landes in Folge des Klimawandels bis zu 20 Prozent weniger Grundwasser neu gebildet werden wird. Das Land baut daher noch in diesem Jahr ein Niedrigwasser-Informations-Zentrum bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) auf. Es wird erweiterte Prognosen zu drohender Wasserknappheit liefern und kleinräumige Wasserbilanzen erstellen. Verantwortliche vor Ort erfahren so früher, wenn sich ein Wassermangel abzeichnet. Frühzeitige Eingriffe wie die Beschränkung von Wasserentnahmen müssen weniger drastisch ausfallen.
Bis 2025 unterzieht das Land zudem die öffentliche Wasserversorgung einem Klimacheck. Eine Abschätzung der Trinkwasserressourcen bis zum Jahr 2050 gibt den Kommunen fundierte Entscheidungsgrundlagen für Maßnahmen heute gegen drohenden Wassermangel in den kommenden Jahrzehnten.
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Diesem Prinzip folgen auch die Maßnahmen des Landes gegen Hochwasser. Diese berücksichtigen, dass Niederschläge in den Wintermonaten vermehrt zu Überschwemmungen führen und Niederschläge im Sommer häufiger als Starkregen niedergehen. Allein 2023 investiert das Land rund 115 Millionen Euro für den Hochwasserschutz und die Gewässerökologie .
„Hochwasserschutz heißt vielerorts, Flüsse und Auen zu renaturieren. Anpassung an den Klimawandel schafft damit auch Erholungsräume für Menschen“, erläuterte Ministerin Walker. „Mit der Entsiegelung von Böden oder mehr Grün im urbanen Raum ist die Anpassungsstrategie ein Programm für mehr Lebensqualität.“