Regionale Erzeugung von Biokunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen
Nebenprodukte aus der Fasergewinnung für die Papierherstellung sollen für die Herstellung von Biokunststoffen dienen – Biokunststoff made in Baden-Württemberg.
Bei der sogenannten „Steam-Explosion-Technologie“ handelt es sich um ein ökologisches wie auch wirtschaftliches Verfahren zur nachhaltigen Gewinnung von Cellulose-Fasern aus regionalen Jahrespflanzen wie Stroh, beispielsweise als Faserstoff für die Papierherstellung. Bei dieser Art der Fasergewinnung fällt als Nebenprodukt eine Flüssigphase an, die einen schnellen und effektiven Zugang zu hochwertigen Rohstoffen für Bioraffinerien bietet. Der Aufschluss erfolgt vollständig ohne Chemikalien. Damit bietet er beste Voraussetzungen für biotechnologische Folgeprozesse mit Bakterien, Hefen und Pilzen, mit deren Hilfe die Einsatzstoffe gezielt zu hochwertigen Spezialchemikalien mit erhöhter Wertschöpfung verarbeitet werden können.
Das Institut für Mikrobiologie (IMB), das Institut für biologische Verfahrenstechnik (IBVT) und das Institut für Kunststofftechnik (IKT) der Universität Stuttgart wollen gemeinsam mit den Firmen Fibers365 GmbH, Südpack Verpackungen GmbH & Co. KG und Kneipp GmbH diese Flüssigphase als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Polyhydroxyalkanoaten (PHA) nutzen und somit eine regional verfügbare Quelle für Biokunststoffe erzeugen. Im Rahmen der Förderung aus Mitteln des Bioökonomie Innovations- und Investitionsprogramms für den ländlichen Raum (BIPL BW) des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) Baden-Württemberg soll unter dem Stichwort „renewable carbon“ eine komplette Wertschöpfungskette aufgebaut werden, die eine vollständige und damit wirtschaftliche Verarbeitung und Nutzung einjähriger Biomassen erlauben wird.