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Regionale Partizipationsansätze zur Bioökonomie und Impulse für die Zukunft
Im Rahmen des Interreg-Donauraumprogrammprojektes „GoDanuBio“ fand am 27. Januar 2022 die Online-Veranstaltung „Regionale Partizipationsansätze zur Bioökonomie – Gemeinsam in eine nachhaltige Zukunft“ statt. 46 Teilnehmer aus 29 Institutionen nahmen teil. Während der Veranstaltung, moderiert von Dr. Dirk Scheer (KIT ITAS), wurden verschiedene nationale Best-Practice Beispiele zu Partizipation und Kommunikation im Bereich Bioökonomie präsentiert. In der anschließenden Paneldiskussion ging es dann mit Vertretern aus Baden-Württemberg um regionale Anknüpfungspunkte und Sektorkopplung.
Die Bioökonomisierung mag in Baden-Württemberg weiter fortgeschritten sein als in anderen Ländern. Dennoch ist es wichtig, die allgemeine Wahrnehmung der Bioökonomie zu stärken und bereits vorhandene Ansätze in die Industrialisierung zu bringen, wie Ministerialdirigent Günther Leßnerkraus vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in seinen Grußworten betonte. Im Laufe des Vormittages wurden hierzu verschiedene Herangehensweisen vorgestellt.
Durch die Dialogplattform Industrielle Bioökonomie (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) kann die Zusammenarbeit verschiedener Akteure in der Phase der notwendigen Transformation der Wirtschaft optimiert werden. Prof. Dr. Ralf Kindervater von der BIOPRO Baden-Württemberg erläuterte, dass im Rahmen der Dialogplattform momentan Dialog- und Partizipationsmaßnahmen für die Bioökonomie-Beispielregionen1 in Entwicklung sind. Da durch die Bioökonomie auch neue Produkte auf den Markt kommen, ist es elementar, auch direkt auf den Verbraucher zuzugehen. Dr. Christian Klar von der Koordinierungsstelle BioökonomieREVIER berichtete, wie dies im Rheinland aktiv umgesetzt wurde. Dort werden Bürger aktiv abgeholt – zum Beispiel durch mobile Ausstellungsorte, ein Regionalmagazin zur Bioökonomie und Bildungs- und Kommunikationsangebote. Auch durch Pop-up Stores kann Bürgern die Bioökonomie näher gebracht werden, wie durch den Vorstand der BIOCOM AG, Dr. Boris Mannhardt, erläutert wurde. Institutionen wie der Wissenschaftsladen Bonn, vorgestellt von Tabea Waltenberg, tragen als Brückenbauer zwischen Zivilgesellschaft und Wissenschaft ebenfalls zu einer verbesserten Wahrnehmung der Bioökonomie bei. Laut Waltenberg ist die Bioökonomie ein komplexes und mehrdeutiges Konzept, das greifbar und konkret umgesetzt werden soll, um die Wahrnehmung zu steigern.
„Es kommen Dinge zusammen, die eigentlich nicht zusammengehören“
Im zweiten Teil der Veranstaltung diskutierten Jochen Ehlgötz (TechnologieRegion Karlsruhe GmbH), Dr. Marcus Ehm (Stadt Sigmaringen), Stefan Kesenheimer (IHK Bodensee-Oberschwaben) und Prof. Dr. Ralf Kindervater (BIOPRO Baden-Württemberg) zu Anknüpfungspunkten für eine regional verankerte Bioökonomie. Die Schlussfolgerungen der Diskussion lassen sich mit denen der ganzen Veranstaltung gut vereinen: Sektorkopplung ist elementar – und die Bioökonomie beinhaltet weitaus mehr Sektoren als nur die Land- und Forstwirtschaft. Dies muss vor allem den Bürgern als Konsumenten der Produkte der Bioökonomie näher gebracht werden. Da die Produkte nicht nur anders aussehen, sondern auch durch andere Prozesse hergestellt werden, ist es wichtig, die Wahrnehmung der Bioökonomie ganzheitlich zu verbessern. Ehlgötz meinte, dass die Bioökonomie die Betrachtung ganzer Systeme erfordert, anstatt lediglich einzelne Technologie zu betrachten. Mit diesem Impuls sollen im Jahr 2030, beginnend mit den Beispielregionen, aus „Bioökonomie-Inseln“ flächige Strukturen entstanden sein. Ohne die Akzeptanz der Produkte lassen diese sich nicht auf den Markt bringen (die Kosten spielen hier ebenfalls eine große Rolle). Ein besonderer Fokus soll hier vor allem auf die junge und alte Bevölkerung gelegt werden. Gerade für ältere Menschen ist es wichtig, direkt in ihrem Umfeld Veränderungen zu sehen, während die jungen Menschen als Zukunftsmacher gelten. Die Einbringung von Know-How und neuen Produktideen, aber auch finanzielle Anreize (z.B. Voucher) und Impulse sind notwendig. Laut Kindervater ist es wichtig, die regionalen Wirtschaftsprofile jeder Region zu kartieren, damit man die Bioökonomie effektiv umsetzen kann.
Das Projekt GoDanuBio läuft seit Juli 2020 und wird im Dezember 2022 enden. In allen beteiligten Donauraum-Projektregionen fanden bis Anfang 2022 Workshops dieser Art zur partizipativen Regierungsführung mit regionalen Akteuren statt. In Baden-Württemberg stellt diese Veranstaltung den Auftakt für drei weitere im Laufe des Jahres dar. Diese werden dann in ausgewählten Bioökonomie-Beispielregionen mit lokalen Akteuren durchgeführt.
1) https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/industrielle-biooekonomie-wachstum-und-innovation.html