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Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK) Wald & Holz
Minister Peter Hauk MdL: „Wir müssen unsere Energie- und Rohstoffabhängigkeit neu bewerten. Das bedeutet die Potenziale von Wald und Holz zu nutzen! Das stärkt unsere Versorgungssicherheit und das Erreichen der Klimaziele.“ auf der Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK) Wald & Holz.
„Die bevorzugte Stilllegung von Wald, als Hauptbeitrag zum Klimaschutz, verspricht eine einfache Lösung für ein komplexes Problem. Der Ansatz blendet aber viele Zielkonflikte aus und berücksichtigt nur unzureichend das Potenzial vorhandener Alternativen, wie die nachhaltige Waldbewirtschaftung. Wir müssen unser Klima schützen. Wald und Holz leisten dazu einen wesentlichen Beitrag, der abrufbar ist und den wir auch abrufen müssen! Hierzu bedarf es keiner Waldwende hin zu konservierenden Ansätzen. Baden-Württemberg geht bereits seit mehr als 30 Jahren einen neuen Weg. Mit einer aktiven, naturnahen Waldwirtschaft, die auf resiliente Mischwälder setzt und integrativ verschiedene Ziele ansteuert. Hierzu gehören die Biodiversität genauso wie die Nutzung von Holz“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Montag (16. Mai) in Stuttgart, im Rahmen der Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK) von Bund und Ländern.
Die Steigerung der Biodiversität soll vorrangig auf Basis einer aktiven Waldbewirtschaftung erfolgen. „Wir müssen heute zusätzliche dauerhafte Nutzungsbeschränkungen unter dem Eindruck der wirtschaftlichen Folgen von globalen Konflikten aber auch in Bezug auf die angestrebten regionalen, nationalen und internationalen Klimaschutzziele neu bewerten.
Dabei sind die Anpassungsnotwendigkeit der Waldökosysteme, die sichere Versorgung mit dem nachhaltigen und regional erzeugten Rohstoff Holz sowie der Einhaltung regionaler Wertschöpfungsketten sehr genau und verantwortungsvoll in den Blick zu nehmen“, betonte Minister Peter Hauk MdL.
Der Klimaschutzplan der Bundesregierung und der Green Deal der EU, mit dem ambitionierten Ziel der Klimaneutralität, sind nur mit dem Beitrag nachhaltig bewirtschafteter Wälder zu erreichen. Gebäude aus Holz speichern CO2 und schaffen damit eine zusätzliche Senkenfunktion außerhalb des Waldes. Das Holz wird für die Substitution anderer energieintensiver, auf fossilen Kohlenstoff basierter Materialien benötigt. Zudem ist der nachwachsende Rohstoff Holz aus der Region die Basis für die notwendige Umstellung des gesamten Bausektors hin zu einer klimafreundlichen Wirtschaftsweise. Hauk unterstrich, dass Baden-Württemberg Klimaschutzland Nummer eins werden möchte. Zur bundesweit höchsten Holzbauquote habe man mit der Holzbau-Offensive und der Bioökonomiestrategie weitere wichtige Impulse gesetzt, um auf eine biobasierte Kreislaufwirtschaft im Land umzustellen.
Diesen Programmen wirkt aber zum Beispiel die EU-Biodiversitätsstrategie entgegen. Die Ankündigung die streng geschützte Waldfläche EU-weit auf 4,5 Mio. Hektar anzuheben und um das fast 12-fache zu erweitern, kann sich in diesem Zusammenhang zu einem großen Zielkonflikt entwickeln, der die nationalen Bestrebungen ins Leere laufen lässt. Hauk wies darauf hin, dass dadurch fehlendes Holz zusätzlich importiert werden müsse, was Lieferketten anfällig mache, zusätzliche CO2-Emission verursache und den Druck auf die Waldwirtschaft in Drittländern erhöhe. „Der Mehrwehrt für den Klimaschutz erschließt sich mir nicht. Zudem würde ein Nutzungsverzicht den dringend notwendigen Umbau der Wälder hin in resilienten Mischwäldern ausbremsen und ihr Ausfallrisiko auch in Bezug auf die für uns alle überlebensnotwendigen Waldfunktionen erhöhen“, sagte Hauk. Klimaschutz könne man nur gemeinsam erreichen. Hierzu benötige es pragmatische Ansätze, wie eine integrative, multifunktionale, nachhaltige Waldwirtschaft.
Im Ländlichen Raum entstehen durch die Waldwirtschaft und die nachgelagerte Wertschöpfungskette zunehmend Chancen zur regionalen Entwicklung. Hauk betonte, dass das sachgemäße Heizen mit Holz mit modernster Verbrennungstechnologie fester Bestandteil einer CO2-neutralen, regionalen Energieversorgung sei. Frischholz aus der Waldpflege, das nicht höherwertig stofflich verwendbar sei, könne als regenerativer Energieträger ein Ersatz für fossile Brennstoffe sein. Durch den Waldumbau erhöhe sich der Laubbaumanteil und biete in Kombination mit der Zuwachszunahme künftig ein größeres Energieholzpotenzial, das die Energieversorgung unabhängiger mache und den Waldbesitzern eine Einkommensperspektive gebe. Zudem arbeitet in Baden-Württemberg das Technikum Laubholz daran, die stoffliche Laubholzverwendung zu steigern.
„Die Anpassung der Wälder an den Klimawandel muss die Leistungen für Klima, Umwelt und Gesellschaft im Blick haben“, sagte Minister Hauk als Fazit der AMK. Die anhaltenden Klimawandelfolgen für den Wald und steigende Handlungsdringlichkeit erfordere für die Waldbesitzer eine ausreichende und verlässliche Unterstützung bei der Bewältigung der Extremwetterereignisse sowie zielgerichtete Maßnahmen für die Wiederbewaldung und Waldumbau. Hierzu sind die Bundesmittel (GAK) für naturnahe Waldbewirtschaftung und zur Bewältigung von Extremwetterereignissen zu verstetigen und auszubauen sowie bürokratischer Hemmnisse abzubauen.
Hintergrundinformationen:
2020 wurden in Deutschland 80 Mio. Kubikmeter Holz genutzt, nur 14 Prozent davon energetisch. Der weit überwiegende Teil geht in die stoffliche Verwendung. Baden-Württemberg stellt rund elf Prozent der bundesweiten Holzerntemenge bereit.
Die Landesregierung Baden-Württemberg hat Ende 2018 die Holzbau-Offensive des Landes ins Leben gerufen, um die Transformation des Bausektors voranzutreiben. Ziel des interministeriellen Projektes ist es, eine klimafreundliche Baukultur mit Holz im Land zu unterstützen. Zu den zielgerichteten Maßnahmen gehören u.a. Fördermaßnahmen, Bildungsprogramme und der Ausbau der Digitalisierung im Holzbau. Das Land errichtet eigene Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen soweit wie möglich in Holz- oder Holzhybridbauweise.