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Sonnenstrom und sonnengereifte Äpfel
Auf einem Acker gleich doppelt ernten? Das ist das Ziel von Photovoltaik-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen. Am Bodensee ging jetzt eine Pilotanlage in Betrieb, die Sonnenstrom und sonnengereifte Äpfel clever miteinander verbindet.
Die baden-württembergische Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Agri-Photovoltaik (Agri-PV) als flächeneffiziente Landnutzungsform in den nächsten Jahren zu etablieren. Im Rahmen der „Modellregion Agri-Photovoltaik Baden-Württemberg“ fördern das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft sowie das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz bis 2024 fünf Pilot-Anlagen zur Agri-PV in Baden-Württemberg. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat am Freitag, 13. Mai 2022, die erste dieser Anlagen über Apfelbäumen auf dem Obsthof Bernhard in Kressbronn am Bodensee eingeweiht.
„In der Agri-Photovoltaik liegt eine Riesenchance für die Landwirtschaft, für die Nachhaltigkeit und für die Energieversorgung. Mit der Modellregion Agri-Photovoltaik Baden-Württemberg wollen wir zeigen, wie doppelt ernten geht – hier zum Beispiel Sonnenenergie und Äpfel. Dafür stellen wir in den nächsten drei Jahren insgesamt knapp 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die heutige Eröffnung der Anlage in Kressbronn markiert einen Meilenstein. Ich bin dankbar für die Pionierarbeit und wünsche allen Beteiligten gutes Gelingen“, sagte Ministerpräsident Kretschmann in seiner Eröffnungsrede.
Über 230 Kilowatt-Peak Leistung vom Apfelacker
Projektpartner bei der Praxis-PV-Anlage in Kressbronn sind das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, die Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl, das Regionalwerk Bodensee und das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee. Auf der Fläche von einem halben Hektar stehen knapp 1.000 PV-Module mit einer Leistung von 232 Kilowatt-Peak (kWp). Die PV-Anlage wurde in eine bestehende Obstbauplantage integriert, sodass bereits im ersten Jahr mit konkreten Ergebnissen gerechnet werden kann.
„Mit dem Projekt soll zum Beispiel herausgefunden werden, wie Agri-PV-Anlagen in Sonderkulturen bei Wetterereignissen wie Hagel, Starkregen oder Nachtfrösten helfen oder wie sich der Ernteertrag entwickelt“, so Ministerpräsident Kretschmann. Inwiefern die Anlage den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Pflanzenkrankheiten und Schädlingsbefall reduziert, sei eine weitere wichtige Frage.
Forschung am „lebenden Objekt“
Übergeordnetes Ziel des Projekts ist, offene Fragen zur dualen Nutzung von Flächen für Landwirtschaft und Solarstromerzeugung zu beantworten. Mit der Entwicklung und dem Bau von maßgeschneiderten Pilotanlagen an fünf unterschiedlichen Standorten mit verschiedenen Obst- und Beeren-Kulturen werden die Machbarkeit verschiedener vielversprechender Anwendungsbereiche und Technologien untersucht und Auslegungsvarianten erforscht.
Das Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee, das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE sowie elf weitere Projektpartner bauen und erproben die Forschungs- und Demonstrationsanlagen in Bavendorf, Heuchlingen, Karlsruhe, Kressbronn am Bodensee und Oberkirch-Nußbach. Sie sollen eine Gesamt-Nennleistung von bis zu 1.700 Kilowatt erreichen. Landwirtschaftsminister Hauk setzte Ende April dieses Jahres den Spatenstich zur Agri-Photovoltaik-Modellanlage in Bavendorf.