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Um Wälder klimaresilient aufzubauen, benötigen wir geeignetes Vermehrungsgut angepasster Baumarten
Minister Peter Hauk MdL: „Um Wälder klimaresilient aufzubauen, benötigen wir geeignetes Vermehrungsgut angepasster Baumarten.“ Kampagne: Das Blatt wenden / Waldstrategie 2050. Wälder müssen an den Klimawandel anpasst werden. Es gibt Wuchshüllen aus nachwachsende Rohstoffen.
„Der Klimawandel fordert unsere Waldbesitzer und Forstleute enorm heraus. Sie müssen heute waldbauliche Entscheidungen treffen, die für die nächsten 200 Jahre Bestand haben. Das ist eine große Verantwortung, die Respekt und Anerkennung verdient. Damit auch die Generationen nach uns all die Funktionen der Wälder zur Verfügung haben, müssen wir heute unsere Wälder aktiv in klimaresiliente Mischwälder umbauen. Waldbesitzer und Forstleute werden hierbei von Waldforschern und Forstpraktikern unterstützt, die zum Beispiel alternative Baumarten auf Versuchsflächen im Wald testen. Es gilt rasch herauszufinden, welche Rolle sie zukünftig im Wald in Baden-Württemberg übernehmen können“, sagte Peter Hauk MdL, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR), am Dienstag (18. August), im Rahmen der Sommertour, auf Versuchsflächen im Wald bei Wiesloch und Bruchsal (Landkreis Karlsruhe).
Der Wald bei Wiesloch besteht hauptsächlich aus Spitzahornbäumen mit einer hohen genetischen Vielfalt. Sie ist der Schlüssel für die Anpassungsfähigkeit von Waldbaumpopulationen an die sich ändernden klimatischen Verhältnisse. Baumkletterer gewinnen die wertvollen Reiser aus den Baumkronen für den Aufbau einer Samenplantage aus Klonen. „So können wir die wertvollen Samen, dieser seltenen trockenheitstoleranten Baumart, in größerer Menge und mit hoher gesicherter genetischer Qualität erzeugen“, betont Minister Hauk.
Sie werden später im Wald, zum Beispiel auf klimawandelbedingten Schadflächen, als junge Bäume gepflanzt und wachsen zum neuen resilienten Wald heran. Hauk unterstrich, dass das Projekt zum Erhalt seltener Baumarten die genetische Vielfalt fördere und gleichzeitig der Klimaanpassung diene. Gefördert wird das Projekt aus dem Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt der Landesregierung.
„Wenn der Klimawandel weiter so rasch voranschreitet, brauchen wir möglichst viele Baumartenoptionen für unsere Wälder. Neben bisher seltenen heimischen Baumarten mit einer hohen Trockenheitstoleranz müssen wir auch Wissen und Erfahrungen über weitere, vielversprechende Baumarten, wie die Libanon- und Atlaszeder sammeln“, stellte der Forstminister fest.
Auf der Versuchsfläche im Hardtwald bei Bruchsal werden die seltenen heimischen Elsbeeren neben der aus Nordamerika stammenden Douglasie sowie die Libanon- und Atlaszeder aus dem Mittelmeerraum angebaut. Über die beiden Zedernarten liegen bislang wenig Erfahrung über die Entwicklung in den baden-württembergischen Wäldern vor. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt aus Freiburg (FVA) hat an 19 Orten Versuchsanlagen mit mehr als zehn Baumarten angelegt, finanziert über Mittel aus dem ‚Notfallplan für den Wald‘. Die weitere Entwicklung der jungen Bäume werden langfristig wissenschaftlich begleitet, um daraus Empfehlungen für die Praxis zu gewinnen.
Für weniger Plastik im Wald steht das Projekt „TheForestCleanUp“. Projektleiter Prof. Dr. Sebastian Hein von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und seinem Projektteam ist es nach vier Jahren Forschung gelungen den ersten Wuchshüllen-Prototyp aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen, die biologisch abbaubar sind. MLR und die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) haben das Projekt begleitet, das nun in die Serienproduktion starten kann.
„Wir wollen künftig im Wald die nachhaltigen Wuchshüllen für die Wiederbewaldung einsetzen. Deshalb fördert die Landesforstverwaltung (LFV) den Einsatz nicht erdölbasierter Wuchshüllen im Rahmen des Förderprogramms Nachhaltige Waldwirtschaft. Nicht biobasierter Wuchshüllen werden wir ab 2024 nicht mehr fördern“, betonte Minister Hauk.
Die Wuchshüllen werden für die Wiederbewaldung der klimawandelbedingten Schadflächen dringend benötigt. Forstleute und Waldbesitzer nutzen in der Regel die natürlich aufkommende Waldverjüngung für die Wiederbewaldung. Dort wo sie fehlt werden Bäume gepflanzt. Oft muss der Nachwuchs auf vielen Waldstandorten noch vor Wildverbiss geschützt werden. Hierfür haben sich die Wuchshüllen als Starthilfe bewährt, die für die jungen Bäumchen ein günstiges Mikroklima schaffen und sie vor Verbiss schützen.
Hintergrundinformationen
Waldstrategie Baden-Württemberg und Notfallplan für den Wald
Der Erhalt der Wälder und ihrer vielfältigen Funktionen ist eine große, gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Mit der Waldstrategie Baden-Württemberg 2050 gehen das MLR und die LFV die damit verbundenen Herausforderungen an. Die Waldstrategie ist unser langfristiges waldpolitisches Programm, in dem adaptiv und unter Beteiligung aller Akteursgruppen Ziele und Maßnahmen für die Waldzukunft entwickelt werden.
Den Notfallplan für den Wald hat die Landesregierung bereits 2019 beschlossen, der kurzfristig notwendige Maßnahmen für den Wald als Folge der extremen Witterung seit 2018 adressiert.
Infokampagne „Das Blatt wenden - Gemeinsam für die Zukunft unserer Wälder“
Um auf die klimawandelbedingten Waldschäden aufmerksam zu machen und über den Beitrag der Waldbewirtschaftung zur Bewältigung der Klimakrise zu informieren wurde als Teil der Waldstrategie 2021 die landesweite Infokampagne „Das Blatt wenden - Gemeinsam für die Zukunft unserer Wälder“ gestartet.
Projekt „TheForestCleanUp“ der Hochschule Rottenburg
Im Projekt wurden erste Prototypen von Wuchshüllen aus nachwachsenden Rohstoffen entwickelt.